Nasenaffe in Malaysia |
Kuching, die Hauptstadt Sarawaks, entäuscht uns ein wenig. Wahrscheinlich
sind unsere Erwartungen zu hoch gesteckt, in diversen Bescheibungen ist von
einer einzigartigen Melange zwischen Indochino-Flair und asiatischem
Trendsetting die Rede. Auβerdem ist das Wetter an diesen drei Tagen ziemlich
mies. Kuching selbst ist überschaubar. Die Jalan Carpenter ist der Bezugspunkt
für chinesische Kaufleute, die zwischen Antiquitätengeschäften, Suppenküchen
und buddhistische Tempeln hin und her wieseln. Während Little China durchaus
seinen Reiz hat, bleibt uns dieser im anliegenden Little India verborgen. Hier
scheint es vielmehr so zu sein, dass geschäftstüchtige Chinesen Ihre Läden von
indischen Einwanderern bewirtschaften lassen, deren Kultur aber so gut wie
unsichtbar bleibt. Im Umland von Kuching gibt es einige sehenswerte
Ausflugsziele, die aber ein paar Tage Zeit und etwas Vorbereitung verlangen. So
hätte uns der Besuch eines echten Longhouses und der Austausch mit den dort
lebenden Einheimischen interessiert. Wenn einer unserer Leser diesbezüglich
Erfahrungen gesammelt hat, würden wir uns über eine Mitteilung sehr freuen.
Alejandra bei der Besteigung des Mount Kibalu |
Mount Kinabalu ist mit 4.095 Metern der höchste Berg Südostasiens. Um die
Herkunft des Namens ranken sich gleich mehrere Legenden, wonach eine
chinesische (Kina) Witwe (Balu) den Gipfel ein ums andere Mal erklomm, um nach
dem Schiff ihres in die Heimat zurückgekehrten Ehemanns Ausschau zu halten. Der
Ausblick bei Sonnenaufgang geht in der Tat weit hinaus, er reicht über ganz
Borneo und bis zu den umliegenden Inseln. Vor einigen Jahren hatten wir nach
einer viertägigen Wanderung entlang des Inkatrails bereits den Macchu Pichu in
Peru bezwungen und fühlen uns daher auch zu diesem Abenteuer in der Lage.
Trotzdem sind wir froh, dass uns kurzfristig die Umbuchung auf den Timpohon
Trail gestattet wurde. Der von uns zunächst gewählte Mesilau Trail soll zwar
etwas schöner und ursprünglicher, dafür aber auch länger und laut
übereinstimmenden Aussagen von Lonely Planet und Kennern vor Ort nichts für
normalkonditionierte Erstbesucher sein. An der auf 1.800 Meter Höhe gelegenen
Basisstation werden die Formalitäten geregelt und die Guides zugeteilt. Ein
etwa 1,50 Meter groβer, robuster Malayo Namens Jemin macht sich dann auch
sogleich an die Arbeit unsere Habseligkeiten für die kommenden zwei Tage zu
verstauen. Unsere Begleitung soll hingegen seine kleine Tochter sein, die weder
Englisch spricht noch sonstwie in der Lage ist, uns zu führen. Vielmehr ist es
andersherum, wir machen uns nach einigen hundert Metern Aufstieg ehrliche
Sorgen um ihr Durchhaltevermögen. Damit ist es allerdings auch bei uns nicht
zum allerbesten bestellt, erste Kopf- und Magenschmerzen sind wohl auf die
dünner werdene Luft zurückzuführen. In Peru konnten wir uns einige Tage in
Cuzco an die Höhe gewönnen, hier überbrücken wir 1.500 Meter Höhenunterschied an einem
einzigen Tag. Dazu regnet es immer wieder lange Binnfäden und wir fangen an zu
bereuen, uns bzgl. Praxis und Ausstattung nicht besser vorbereitet zu haben. Immerhin, wir schaffen die
Tagesetappe bis Laban Rata (3.300M) und genieβen dabei das fantastische
Panorama vor allem oberhalb der Baumgrenze. Nach heiβem Tee und Rührei mit
Toastbrot ist um 18 Uhr Zapfenstreich, denn um 01:30 in der Nacht werden wir
zum Gipfelsturm geweckt. Was wir dann erleben, ist viel Sturm und wenig Gipfel,
denn ersterer verhindert die Besteigung des letzteren. Wir schlafen also noch
ein Weilchen und machen uns dann gegen 8 Uhr morgens bereit zum mühsamen
Abstieg. Obwohl wir sicherlich die richtige Entscheidung getroffen haben, den
letzten Teil der Tour auszusparen, wurmt es uns natürlich schon auf den glorreichen
Moment auf dem Gipfel verzichten zu müssen. Unser Fazit: die Besteigung des
Mount Kinabalu ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, um den Gipfel zu
erreichen braucht man aber zumindest ein bisschen Übung, gute, funktionale
Kleidung und ein etwas Glück mit dem Wetter. Was man sich hingegen auf jeden
Fall schenken sollte ist der langwierige Abstecher zu den Hot Springs „um die
müden Glieder zu erholen“ (Werbung örtlicher Reisebüros). Die Thermalbäder sind
wenig mehr als eine Ansammlung von in einem Park aufgestellten Wasserbecken, die
den Malayos ein Ersatz für die fehlende Badewanne zu Hause zu sein scheinen.
Hätten wir mehr Zeit gehabt, wir wären sicherlich in das Danum Tal im
Herzen Sarawaks gefahren, um dem skurrilen Nasenaffen aufzuspüren.
Verwechselungen hat es dem Vernehmen nach trotz des zur gleichen Zeit
anwesenden britschen Prinzenpaars William & Kate nicht gegeben. Und dann
wäre da noch Sipadan, wo wir zunächst einen dreitägigen Aufenthalt auf einer
Bohrinsel-ähnlichen Taucherplattform geplant hatten. Das Gebiet gehört zu den
zehn besten Tauchrevieren der Welt und die Artenvielfalt auf bis zu 40 Tiefe
soll trotz gut gefüllter Sauerstoffflaschen geradezu atemberaubend sein.
Auch eine noch so kurze Abhandlung über Borneo wäre nicht komplett ohne den
Regenwald zu erwähnen. Auf Borneo findet man etwa 10% des weltweit noch
existierenden Regenwaldes. Allerdings ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts
die Hälfte dieses Klimaregulierers auf Borneo verschwunden. Schuld sind
Brandrohdung und Monokulturen, um Palmöl zu gewinnen und den vermeintlich gut
gemeinten Hunger nach alternativen Energien zu stillen. Eine ganze Mafia
betreibt die massive, illegale Abholzung riesiger Waldgebiete und enzieht vom
Aussterben bedrohten Tierarten wie Orang-Utan und Sumatra-Tiger die
Lebensgrundlage. In den vergangen Jahren ist das Problembewusstsein
glücklicherweise etwas gestiegen und diverse Schutzprojekte finden immer mehr
Interesse und Zulauf.
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