Zum Abschluss seiner Malaysia Erlebnisreise berichtet Christian von der Stadt Georgetown, dem Schmelztiegel asiatischer Kulturen
Eingang der Cheong Fatt Tze Mansion in Georgetown |
Georgetown
im Nordwesten des Festlands soll der krönende Abschluss unserer dreiwöchigen
Erlebnisreise quer durch Borneo und Malaysia werden. Die Erwartungen sind hoch,
denn Reiseführer, Journalisten und die lokalen Vermarkter sind sich ausnahmsweise
einmal einig: wenn Malaysia das echte Asien ist, dann kann man es hier in Georgetown
in hoch konzentrierter Dosierung erleben. Nirgendwo anders leben Chinesen,
Inder und Malayen so dicht (und weitestgehend harmonisch) beeinander und
nirgendwo anders sind ihre Kulturen so lebendig.
Unsere Sinne werden regelrecht
mit Gerüchen, Farben und orientalischen Klängen geflutet als wir an der
Kreuzung Lebuh Penang/ Lebuh China mitten im Little India Viertel stehen. Die
Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 90% tut ihr übriges. Zusammen mit der hohen
Lichtintensität sorgt sie für hitzige, überbelichtete Bilder auf dem Display
des eilig gezückten Fotoapparats.
Restoran Daun Pisang, Georgetown |
Jetzt wollen wir die überall gelobte Küche
Georgetowns testen, sie soll die beste im ganzen Land sein. Und tatsächlich, im
Restoran Daun Pisang essen wir nebst anderen Leckereien ein köstliches Mutton
Kerma, mariniertes Fleisch in einer Mandelsafransoβe. Das Restaurant ist voll
mit indischen Gästen (immer ein gutes Zeichen!), die ihre Currys mit den
Fingern essen und uns dabei immer wieder freundlich zulächeln. Wir bestellen
noch ein Apfel-Lassi, ein sehr erfrischendes und fein gewürztes Joghurt-Wasser-Getränk
und setzen unseren Spaziergang fort. Schon bald tauchen Moscheen, islamische
Suppenküchen und chinesische Tempel auf. Inmitten soviel althergebrachter
Kultur entdecken wir plötzlich eine dreigeschössige Kunstgalerie, in der uns
der Schmuckdesigner Jonathan Yun sein Handwerk erklärt (88 Lebuh Armenian).
Jonathan ist Strait Chinese, ein Abkömmling jener Chinesen, die sich in der
Kolonialzeit rund um die Handelshäfen Penang, Melakka und Singapur niederlieβen
und über die Jahrhunderte eine ganz eigene Kultur entwickelten. Als Georgetown
2008 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wird, entwirft er prächtige, in dieser
Tradition stehende Schmuckstücke, die während der Feierlichkeiten von den
Topmodels des Landes getragen werden.
Jonathan ist es auch, der uns das Restaurant für den Abend empfiehlt. Mama´s
ist etwas auβerhalb gelegen (31-D, Abu Siti Lane) und bietet beste Nyonya Küche
(Nyonya ist eine andere Bezeichnung für Strait-chinesisch). Lauwarmer
Schokoladenreispudding und chinesischer Tee zum Nachtisch sind der perfekte
Abschluss eines wunderbaren Abendessens. Wir lassen den Abend bei einem Coktail
im QEII, einer stylischen Lokalität am Hafen ausklingen und kehren dann in
unser Gästehaus, die Cheong Fatt Tze Mansion zurück. Auf die Bezeichnung
Gästehaus legt Patt groβen Wert. Sie hat uns tags zuvor auf sehr energische und
humorvolle Art und Weise die Geschichte eines zu groβem Ruhm und Wohlstand
gelangten Strait Chinesen erzählt. Er bewohnte Ende des 19. Jahrhunderts eine
auch unter dem Namen Blue Mansion bekannte Residenz voller antiker und
zeitgenössischer Kunstschätze. Cheong Fatt Tze, der Rockefeller des Ostens, wie
er auch respektvoll genannt wurde, war ein äuβerst intelligenter und
bodenständiger Geschäftsmann. Dasselbe kann man von seinen Nachfahren wohl
nicht behaupten, denn sie verramschten den Familienbesitz nachdem der Vater
gestorben war.
Treppenornament Pinang Peranakan Mansion |
Erst Ende des letzten Jahrhunderts wurde das mitterweile
ziemlich heruntergekommene Haus von privaten Investoren restauriert und ist
heute eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt. Eine der wunderschönen Treppen
aus schottischem Eisenguss führt hinauf zur Escoy Suite. Für unsere Zwecke sind
die zwei Etagen etwas überdimensioniert (wir hätten vielleicht doch lieber das
ebenso orginelle Old Kitchen Zimmer buchen sollen), aber schlieβlich wohnt man
ja nicht alle Tage in einem so geschichträchtigen Haus. Was uns ebenso
beeindruckt ist die Liebenswürdigkeit des hier angestellten Personals, wir
fühlen uns trotz der gelegentlich vorbeihuschendenTouristen tatsächlich wie
Gäste in einer privaten Residenz. Abschlieβend ist zu sagen, dass Georgetown
von Kuala Lumpur aus sehr gut mit dem Mietwagen zu erreichen ist. Für die
Strecke braucht man ca. 3-4 Stunden auf einer sehr gut ausgebauten Autobahn.
Wir haben sogar noch ein Abstecher in die Cameroon Highlands gemacht.
Allerdings war uns der damit verbundene Umweg nicht ganz klar, sodass wir den
englischen 5 Uhr Tee um eineinhalb Stunden verpassten (wir wurden aber trotzdem
noch bedient).
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