Erlebnisreisen Überblick

Donnerstag, 6. November 2014

Little Corn Island: exklusiver Komfort in unerschlossener Karibikidylle

Christian berichtet aus Little Corn Island von den Erlebnissen und Impressionen seiner Nicaragua-Reise, die er mit Frau Alejandra geniessen durfte

Die etwas abgehängte Decke reflektiert einen daumenbreiten, mattwarmen Schimmer. Darunter drehen gleich zwei Ventilatoren ihre Kreise und sorgen für einen angenehmen Hauch auf der nachwärmenden Haut. Ich bin in einen für diese Tageszeit erstaunlich tiefen Nachmittagsschlaf gefallen, der hochansetzenden Qualitätsmatratze unseres King-Size Bettes sei Dank. Noch ein bisschen benommen freue ich mich über den sanften Druck der optimal regulierten Warmwasserdusche. Das kuschelweiche Badehandtuch liegt griffbereit im Regal. Von der Zedernholzkommode blinkt der vollaufgeladene Foto-Akku herüber, auch die Stromversorgung in unserem Bungalow funktioniert. Warum all dies höchst erstaunlich ist? Weil wir hier auf der traumhaft schönen und weitgehend unerschlossenen Karibikinsel Little Corn Island in Nicaragua sind. 

Der Strand an der Lodge

Schon die etwas größere Schwester, Big Corn Island, ist nur einem Teil der Festlandbevölkerung und einigen weitgereisten Rucksacktouristen bekannt. Bis vor wenigen Jahren gab es hier nur Langustenfischer. Einer von ihnen ist Wilfiel, der uns die Wartezeit in einer Hafenbar mit ein paar Anekdoten und reichlich Bildmaterial auf seinem Telefon verkürzt. Bis Anfang des letzten Jahrhunderts zur britischen Kronkolonie gehörend, hat sich auf der Insel die englische Sprache gehalten, wenngleich sie oft durch das lokale Kreolische ersetzt wird. Am palmenumsäumten Kiosk an der Ecke wollen wir uns noch schnell einen Sonnenschutz zulegen. Der Besitzer bedauert, dass die französische Importware vergriffen sei, ob wir denn das lokale Produkt Namens Marlen Lamur für 3 USD die Tube probieren wollten? Wenn Kokosnuss-Aroma vor Sonnenbrand schützt, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, soviel ist sicher. Auch sonst scheint in den nächsten Tagen so gut wie alles den Duft der Palmenfrucht zu verströmen.  

Auf der 45-minütigen Überfahrt nach Little Corn Island ist es der Fahrtwind, der die feuchte Hitze vorübergehend vertreibt. Nachdem ich dem Skipper ein paar Fragen zu Klose, Götze und anderen berühmten Deutschen beantwortet habe, möchte ich von ihm wissen, ob auch San Andres und Providencia von hier aus erreichbar sind. Beide Inseln gehören zu Kolumbien, liegen aber nur eine Angelrute weit von den Corn Islands entfernt. Die Frage trifft direkt ins Herz der schmerzhaften nicaraguanischen Geschichte. Neben blutrünstigen Diktaturen, Revolution und Kontrarevolution, ist sie von der amerikanischen Vorherrschaft und verschiedenen Grenzkonflikten mit den lateinamerikanischen Nachbarn geprägt. 2012 bestätigte der internationale Gerichtshof in Den Haag den von 1928 stammenden Esguerra-Bárcenas Vertrag. Demnach bleiben San Andres und Providencia kolumbianisch, Nicaragua erhält aber ein weitaus größeres maritimes Hoheitsgebiet. Wo die Politik sich schwertut, treffen nicaraguanische und kolumbianische Insulaner ganz unkomplizierte Absprachen, etwa um grenzüberschreitende Baseball-Partien zu organisieren. Nur die Touristen haben das Nachsehen, eine Linienverbindung nach San Andres und Providencia gibt es nicht. Es sei denn, man denkt in Zeiträumen von 3 Wochen, dann könnte sich wie vor ein paar Tagen geschehen ein Grüppchen für die 6-stündige Überfahrt zusammenfinden. 

Wir sind erstmal froh, am Jetty von Little Corn Island festzumachen. Vor malerischer Kulisse würden wir uns am liebsten gleich am Bootssteg hinab in den schneeweißen Sand und weiter in das kristallklare Wasser gleiten lassen. Aber noch sind es 10 weitere Minuten im hotel-eigenen Motorkahn bis wir buchstäblich am Ziel unserer Träume angekommen sind. Die Yemaya Lodge wurde im November 2013 von einem australischen Ehepaar eröffnet. Das Paar hat bereits in verschiedenen Hotels in Mexiko sein Gespür für außergewöhnliche Locations, geschmackvolle Einrichtung und Top-Service unter Beweis gestellt. Der als Rezeption und Panorama-Restaurant dienende Hauptpavillon liegt auf einem Felsvorsprung, an dessen Fuß sich ein Korallenriff ausbreitet. Das Wasser ist so klar, dass sich schon vom Frühstückstisch aus farbenprächtige Fische beobachten lassen. 16 geräumige Bungalows flankieren den Holzbau links- und rechtsseitig. 

Cocktails am Strand
Wir laufen hinaus über abschüssige Wiesen, liegen Probe auf weißer Zuckerwatte und stürzen uns schließlich in ein Meer zwischen Tiefblau und Smaragdgrün. Außer dem frischvermähltem Paar aus New York ist niemand zu sehen, der die Postkartenidylle ringsum mit uns teilen wollte. Ende September ist Nebensaison auf Little Corn Island und die Regenwahrscheinlichkeit steigt. 


Wer auf der sicheren Seite sein möchte, kommt im Dezember, Januar oder Februar, wobei in dieser Zeit zum Teil auch saftige Preise verlangt werden. Heute scheint sich die karibische Sonne nicht um Wettervorhersagen zu kümmern, gut auszuhalten ist sie auch, denn selbst die Palmen scheinen so arrangiert worden zu sein, dass sie als Schattenspender für den optimalen Komfort des Gasts sorgen. Als wären sie für uns zur Begrüßung bestellt, ziehen zwei Baby-Haie in kurzem Abstand durch das schillernde Nass. Etwas später leihen wir uns Maske und Flossen um uns noch viele andere schöne Meeresbewohner zu erschnorcheln. Zwei Hotelangestellte sammeln derweil heruntergefallene Kokosnüsse ein und öffnen uns eine der steinharten Schalen, um das kühle Fruchtwasser im Innern zu genießen.

Wer Yemaya im Internet eingibt, findet eine Salve von Lobeshymnen und Dankesbekundungen, die sich immer wieder um die ungezwungene Freundlichkeit und Zuvorkommenheit des Personals drehen. Auch wir fühlen uns willkommen und gut umsorgt, das übertriebene, aus den USA importierte How-Are-You-Lächeln wirkt auf einen Europäer aber manchmal doch etwas zu aufgesetzt. Auch was das Restaurant der Lodge angeht, haben wir eine etwas differenziertere Meinung als der Internet-Fanclub. Die Frühstücksauswahl àla -carte ist zu dürftig, vor allem wenn eine von fünf Optionen mangels frischer Mango (obwohl Saison ist) ausfällt und der Mozzarella-Tomaten Klassiker sich als ein mit Eiweiß gepäppelter Gummiball herausstellt. Der Frucht-Granola Quark ist eindeutig die bessere Entscheidung, wer allerdings den Tag nicht gleich mit halb leerem Magen beginnen will, der bestellt noch ein paar in Kokosnussöl geröstete Scheiben Brot mit Marmelade dazu und sieht großzügig über die Extra-Berechnung als Side-Order hinweg. Die Abendkarte offeriert vor allem asiatisch inspirierte Gerichte, die mal richtig gut gelingen und mal etwas blass bleiben. Wir erfahren, dass die lokale Köchin gerade einen Kochkurs von der thailändischen Managerin erteilt bekommt. Die Preise sind mit 20-28 USD pro Gericht bereits auf exklusivem Niveau. 

Daher soll uns am dritten Abend ein Boot zum Abendessen ins Dorf bringen. Auf dem Hinweg um 18 Uhr abends ist es bereits stockfinster. Leider haben wir weder mit Bridget noch mit Paula vorab sprechen können. Bridget hat ein kleines Häuschen gleich hinter dem Tauchshop und einen inselweiten Ruf für das beste Rundown der Karibik. Dieser Eintopf köchelt einen ganzen Tag lang bis der Reis das letzte Quäntchen Geschmack aus den zugegebenen Meeresfrüchten und dem Kokosextrakt aufgesogen hat. Ursprünglich wurde diese Delikatesse mit dem Fleisch der Carey-Meeresschildkröte zubereitet, was heutzutage aber zumindest für Touristen absolut tabu sein sollte. Auch Paula kocht für den kleinen Kreis, wenn man Sie darum bittet. Üblicherweise durchkämmt die temperamentvolle Italienerin die Insel auf dem hohen Ross und wenn man Glück hat und sie gerade erst wieder zurück auf der Insel ist, hat sie vielleicht einen guten Wein und die nötigen Zutaten für eine köstliche Lasagne mitgebracht. Da wie gesagt keine der beiden Insel-Legenden auf unser Kommen vorbereitet ist, nehmen wir kurzerhand auf der Terrasse des kubanischen Restaurant Havana Platz. Einmal „Alte Kleider“ (Ropa Vieja), das kubanische Nationalgericht und einmal gegrillte Languste, dazu zwei kühle Bier und die Welt ist perfekt. Ein Lichtkegel erscheint auf der ruhig daliegenden See und wenig später schleppt eine Gruppe Nachttaucher schweres Gerät an Land. Besonders nachts muss das Unterwassererlebnis auf Little Corn Island grandios sein und wie zur Bestätigung zeigt uns ein Dorfbewohner unter der Wasseroberfläche phosphoreszierendes Plankton. Es wirkt, als hätten die Fische die Weihnachtsbeleuchtung angeknipst. 

Im Dorf
Wir bezahlen 800 Córdoba (ca. 23 Euro) und ziehen weiter zum Cafe Desideri, einem stylisch eingerichteten Holzbau, der mit Sofa und Plüschkissen wie gemacht ist für ein leckeres Dessert und einen 7 Jahre gereiften Flor de Caña Rum. Einmal in Stimmung müssen wir natürlich auch den Rum Punch der benachbarten Tranquilo Bar probieren. 


Dazu gibt es selbstverständlich Reggae und ein paar Neuigkeiten von Steve, dem pensionierten American-Airlines Manager, den wir schon aus dem Flugzeug kennen. Mit Mitte 50 hat er seinen Lebensabend etwas vorgezogen und in den Süden verlagert. Gerade hat er der Barbesitzerin ein paar neue Paddelboards aus den USA verschafft, Extra-Punsch und ein schwerer Kopf am nächsten Morgen sind ihm sicher. Wir unternehmen einen abschließenden Spaziergang durch das Dorf auf der gegenüberliegenden Seite des Bootsanlegers. Der spärlich beleuchtete Hauptweg schlängelt sich an Holzhütten und Wellblechverschlägen vorbei. Wenn es hier überhaupt so etwas wie Türen gibt, sind diese sperrangelweit geöffnet. Drinnen und draußen existiert nicht, es existiert nur ein kunterbuntes Miteinander. Wer bei Doña María hineinschaut um eine Flasche Mineralwasser zu kaufen, kann sich auch gleich einen Moment zu ihr und dem Hund aufs Sofa setzen und die aktuelle Telenovela mitverfolgen. Kaufmannsladen und Wohnzimmer sind hier ohnehin ein und dasselbe, der Wäscheständer ist immer etwas im Weg. 

Nebenan in der Gemeinschaftsküche des 3 Brothers Hotels trocknet eine holländische Backpackerin ein paar Teller ab, um ein paar Häuser weiter etwas Rundown abzubekommen, welches im Garten über einem etwas zu groß geratenen Lagerfeuer zubereitet wird. Der Himmel ist übersät mit funkelnden Sternen. Noch etwas besser können wir die von unserem Boot auf dem Rückweg in die Yemaya Lodge beobachten. Es ist ein überwältigender Moment. Und dass wir uns nach einem so abenteuerlichen Abend in unsere komfortable Luxus-Lodge zurückziehen dürfen, ist einfach großartig. Auf Little Corn Island kann man eine Traumlandschaft und echtes karibisches Flair abseits der großen Touristenströme erleben und gleichzeitig höchsten Komfort genießen, eine ziemlich einzigartige Kombination! 



  • Flüge nach Managua, Nicaragua ab 600 Euro/Person, z.B. mit Lufthansa oder Air Berlin ab Frankfurt, Berlin, München oder Düsseldorf (mit einem Zwischenstopp)
  • Flüge von Managua nach Corn Island ab 135 Euro/Person mit Übernachtung in der Yemaya Lodge ab 250 Euro/Nacht

Vive Caminos organisiert auf Anfrage Rundreisen mit den Highlights Nicaraguas: Little Corn Island – Leon – Granada. Bitte schreiben Sie uns: kontakt@vivecaminos.com

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